FAMILIE GELLERT IN HAINICHEN
Christian Gellert (1671–1747) aus Zeitz wurde 1695 als Diakon nach Hainichen berufen. Zehn Jahre später erhielt er die Pfarrersstelle. Aus seiner Ehe mit Johanna Salome, geb. Schütze (1681–1759) gingen 6 Söhne und 7 Töchter hervor, von denen aber fünf Kinder zeitig starben, eines tot geboren wurde. Von den Töchtern heiratete eine den nachmaligen Bürgermeister der Stadt, zwei waren Pfarrersfrauen, die Jüngste starb unverheiratet mit 24 Jahren. Die Söhne, Friedrich Lebrecht (1711–1770), Christlieb Ehregott (1713–1795) und Christian Fürchtegott (1715–1769) besuchten trotz ärmlicher Familienverhältnisse die Fürstenschule St. Afra in Meißen, wo sich der Unterricht auf theologische Unterweisungen und das Studium der lateinischen und griechischen Autoren konzentrierte. Alle drei gingen danach an die Universität Leipzig, jedoch mit unterschiedlichen Interessen.
Friedrich Lebrecht studierte Jura und blieb nach seinem Magisterabschluss an der Universität, um die Tätigkeit eines Fecht- und Exerzitienmeisters anzutreten. Vermutlich weil der Zulauf an der Universität kriegsbedingt nachließ, bemühte sich der älteste der Gellertbrüder um eine neue Anstellung und wurde Kurfürstlich-Sächsischer Oberpostkommissar.
Christlieb Ehregott folgte 1735 nach seinem Studium einer Empfehlung Johann Georg Lotters an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, wo er zunächst als Prorektor, später Konrektor des akademischen Gymnasiums Geschichte, Geografie und Logik lehrte. Zurück in Sachsen kam er letztlich nach Freiberg, übernahm den Posten des Oberhüttenverwalters und -vorstehers und damit die Aufsicht über die gesamten Schmelzhütten im Freiberger Raum. Seine Arbeit beeinflusste auch die Befürwortung zur Gründung der Freiberger Bergakademie, die mit dem Lehrbetrieb 1766 begann und wo Gellert für den metallurgisch-chemischen Unterricht verantwortlich zeichnete.
Christian Fürchtegott studierte in Leipzig zunächst Theologie, wandte sich aber bald den schönen Wissenschaften zu. Seine literarische Schaffensperiode beschränkte sich im Wesentlichen auf die 1740er Jahre. Innerhalb kurzer Zeit erzielte er eine beachtliche Breitenwirkung, avancierte zum meistgelesenen deutschen Autor seiner Zeit, förderte den Aufschwung des deutschen Buchhandels und trug entscheidend zur Anerkennung deutscher Literatur im Ausland bei. Sein als Dichter verbreiteter Ruhm begleitete Gellert auch als Erzieher. So kamen zu seinen öffentlichen Vorlesungen über Poesie, Moral und Beredsamkeit an der Leipziger Universität nicht selten 300 bis 400 Zuhörer.
Gellert, über die Maßen verehrt, geriet aber spätestens nach seinem Tode unter heftige, zum Teil unsachliche Kritik. Erst seit den vergangenen Jahrzehnten findet eine fundierte Auseinandersetzung mit seinem Werk und Wirken statt.
Das Pfarrhaus in Hainichen wird bis heute als solches bewohnt. Das Museum hat deshalb sein Domizil im Parkschlösschen gefunden. Es widmet sich der Literaturhistorie und damit vor allem dem Dichter und Erzieher Christian Fürchtegott Gellert, jedoch in unmittelbarer Verknüpfung mit seiner Familie und dem Wirken der Brüder. So lässt sich ein facettenreiches Bild der Zeit Gellerts vermitteln.