CHRISTLIEB EHREGOTT GELLERT

11.08.1713   Geburt in Hainichen.
1728–1732   Besuch der Fürstenschule St. Afra in Meißen.
14.01.1732   Schulverweis wegen eines Disziplinverstoßes.
12.06.1732   Immatrikulation an der Universität Leipzig.
März 1735   Anwerbung für das Akademische Gymnasium in St. Petersburg durch Johann Georg Lotter (um 1700–1737).
April 1735   Abreise Richtung St. Petersburg mit G. Lotter, Johann Philip Lütke (1705–1772) und Jakob Stählin (1709–1785).
30.04.1735   Magisterabschluss an der Universität Wittenberg.
Mai 1735   Weiterreise über Berlin und Potsdam (Tabakgesellschaft bei Friedrich II.) nach Lübeck.
Juni 1735   Ankunft nach 21-tägiger Schiffsreise in St. Petersburg.
16.06.1735jul.   Prorektor am Kaiserlichen Gymnasium mit rückwirkendem Vertrag vom 29.11.1735jul.. Er unterrichtet Geschichte, Geografie und Logik und verfasst Beiträge für die »Bemerkungen zu den Sanktpetersburger Nachrichten«.
25.06.1736jul.   Konrektor des akademischen Gymnasiums und Adjunkt der physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften. Durch die Zusammenarbeit mit bekannten, an der Akademie tätigen Wissenschaftlern wie Leonhard Euler (1707–1783) und Georg Wilhelm Krafft (1701–1754) wendet sich Gellert naturwissenschaftlichen Studien und Forschungen zu.
1740–42   Untersuchungen zur Ursache der Newa-Überschwemmungen. Bau einer eigenen Beobachtungsstation.
1741   Bekanntschaft mit Michail Lomonossow (1711–1765).
1741/42   Konstruktion einer »Maschine, um mittels Pferdekraft, Schmiedehämmer und Gebläse anzutreiben« im Auftrag des russischen Bergkollegiums. Erprobung im Modell, später Bau einer Hütte in Goroblagodat (Ural), wo Generalbergdirektor Curt Alexander von Schönberg (1703–1761) die Eisenwerke leitet.
1742   Vorschlag eines zu bauenden Pyrometers, um die Abhängigkeit der linearen Ausdehnung der Metalle bei Veränderung der Temperatur zu bestimmen.
1742   Freistellung von der Arbeit am Gymnasium. Vorlesungen über Wolffsche Logik und Metaphysik. Privatunterricht in Physik und Mathematik.
1743   Aufforderung der sächsischen Gesandtschaft in Petersburg, nach Sachsen zurückzukehren. Drei offizielle Bitten um Entlassung.
26.06.1744jul.   Gewährung der Entlassung.
Juli 1744   Rückreise nach Deutschland mit Gottfried Heinsius (1709–1769) über Riga, Königsberg, Danzig, Berlin (Besuch bei L. Euler im August) nach Wittenberg, Leipzig, Naumburg (Vaterstadt von G. Heinsius), Leipzig, Hainichen, Dresden und Leipzig.
bis 1747   Aufenthalt im Elternhaus in Hainichen, gelegentliche Reisen nach Leipzig. In Freiberg besucht er häufig Oberberghauptmann Curt Alexander von Schönberg, u. a. zu gemeinsamen Experimenten.
08.02.1747   Brief an den König von Polen und Kurfürsten von Sachsen: Klage über ausbleibende Anstellung, Bitte um Pension wird bewilligt.
1747   Vermutlich außerordentlicher Professor an der Universität in Leipzig.
04.12.1747   Expectanz-Befehl zur Berufung als Professor, sobald eine Stelle in Leipzig oder Wittenberg frei wird.
1749/50   Unterricht in metallurgischer Chemie für den Turiner Benedetto Spirito Nicolis di Robilant (1722–1801) und weitere Kadetten in Freiberg.
15.04.1751   Erwerb des Bürgerrechts in Freiberg.
27.04.1751   Hauskauf am Petrikirchhof (heute Waisenhausstraße 10) in Freiberg von Curt Alexander von Schönberg. Dort hält er Kollegs und richtet sich ein Laboratorium ein.
15.01.1753   Ernennung zum Kommissionsrat mit
- Aufsicht über Bergwerkmaschinen
- Überprüfung der chemischen und Schmelzprozesse
- Untersuchung der Landesmineralien
- Wiedereinrichtung des Labors von Johann Friedrich Henckel (1678–1744) im Gartengrundstück Fischerstraße 41.
1753   Harzreise, Begegnung mit Johann Andreas Cramer (1710–1777) in Blankenburg (Harz).
30.10.1762   Ernennung zum Oberhüttenverwalter. Er hat die Oberaufsicht über die Schmelzhütten im Freiberger Raum und ist für technische, kaufmännische sowie personelle Belange verantwortlich.
1765   Aufnahme des verwaisten Alexander Wilhelm Köhler (1756–1832), Patensohn des bereits verstorbenen Curt Alexander von Schönberg.
Nov. 1765   Gründung der Bergakademie Freiberg: Besuch des Regenten, bei dem Gellert Modelle, Risse und Stufen in seinem Haus erklärt, Experimente vorführt und sein Laboratorium präsentiert. Im folgenden »HauptPlan zum neuen Instituto zu Freyberg, … der neuerrichteten BergAcademie« wird Gellert in seiner Funktion als Oberhüttenverwalter als Leiter des »Collegium metallurgico chemicum« eingesetzt, da die Einrichtung dem Oberbergamt nachgeordnet ist.
1766   Lehrbeginn an der Bergakademie Freiberg.
28.08.1782   Ernennung zum wirklichen Bergrat
1786   Gründung der »Societät der Bergbaukunde« in Schemnitz (Böhmen). Gellert wird Mitglied.
1786/87   Entwicklung des Verfahrens zur »Kalten Amalgamation« – Silbergewinnung mittels Quecksilber bei normalen Temperaturen.
06.04.1790   Einweihung des Amalgamierwerkes Halsbrücke.
1792–94   Wiederaufbau des Werkes nach einem Brand.
1794   Gellert beendet seine Vorlesungen. Willhelm August Lampadius (1772–1842) wird sein Nachfolger.
18.05.1795   Christlieb Ehregott Gellert stirbt in Freiberg.
22.05.1795   Sein Pflegesohn und Schüler A. W. Köhler hält die Standrede am aufgebahrten Sarg. Verwandte, Honoratioren und Bevölkerung nehmen mit einem 400 Personen starken Bergaufzug Abschied. Begräbnis auf dem Donatskirchhof.
1796   Die Erben übergeben dem Oberbergamt und der Bergakademie das von Anton Graff gemalte Porträt Christlieb Ehregott Gellerts. Eine Replik befindet sich im Gellert-Museum Hainichen.

Ehrungen

Gellert wurde zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, der Sozietät der Bergbaukunde Schemnitz und zum Ehrenmitglied der Ökonomischen Sozietät zu Leipzig berufen.

Gedenken

18.10.1956 Einweihung des neuen Metallhütteninstituts der Bergakademie Freiberg als »Gellert-Bau«.
18.09.1963 Feierstunde anlässlich des 250. Geburtstages von Christlieb Ehregott Gellert in Hainichen.
1965 Anbringung der Gedenktafel an Gellerts Wohnhaus in der Waisenhausstraße 10 zur 200-Jahrfeier der TU Bergakademie Freiberg.
11.08.1988 Gedenksymposium zum 275. Geburtstag mit der Bergakademie Freiberg in Hainichen.
19.–22.06.1995 Agricola-Kolloquium zum 200. Todestag Gellerts innerhalb des 46. Berg- und Hüttenmännischen Tages in Freiberg. Ausgabe einer Gedenkplakette aus Böttgersteinzeug.
seit 01.08.2001 Verleihung des »Christlieb-Ehregott-Gellert-Preises« an der TU Bergakademie Freiberg für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Lehre und Forschung in der Nichteisenmetallurgie.
11.08.2013 Geburtstagsfeier zum 300. Geburtstag in Hainichen.
11.08.2013 – 05.01.2014 Sonderausstellung »Unterirdische Körper, brennliche Wesen und Christlieb Ehregott Gellert (1713–1795)« im Gellert-Museum Hainichen.
13.11.2013 Gellertkolloquium an der TU Bergakademie Freiberg, Institut für Anorganische Chemie.

Literatur über Christlieb Ehregott Gellert

  • Alexander Wilhelm Köhler: Standrede am Sarge Gellerts. Freiberg 1795.
  • F. Schlichtegroll: Nekrolog auf das Jahr 1795. (2) 1798.
  • Theodor Flathe: St. Afra – Geschichte der königlich-sächsischen Fürstenschule zu Meißen. Leipzig 1879.
  • Material dlia istorii Imperatorskoi akademii nauk. St. Petersburg 1885–1900.
  • Carl Schiffner: Aus dem Leben alter Freiberger Bergstudenten. Bd. 1, Freiberg 1935, S. 135 f., Bd. 2, Freiberg 1938, S. 10–13.
  • Alfred Lange: Gellert als Metallurg, Hochschullehrer und Mensch, in: Bergakademie 8/1956, S. 453–460.
  • ders.: Gellerts Bedeutung für seine und unsere Zeit, in: Freiberger Forschungshefte D 46, Berlin 1964, S. 9 f.
  • Neue Deutsche Biographie, Bd. 6, Berlin 1964, S. 175.
  • Alfred Lange: Christlieb Ehregott Gellert, in: Gedenkschrift aus Anlaß des 250. Geburtstages von Christian Fürchtegott Gellert, hrsg. vom Rat der Stadt Hainichen, Hainichen 1965, S 23–39.
  • ders.: Die Freiberger Chemie und ihr Verhältnis zur Metallurgie, in: Rektor der Bergakademie Freiberg (Hg.): Bergakademie Freiberg 1765–1965, Festschrift zu ihrer Zweihundertjahrfeier am 13. November 1965, Bd. I, Freiberg 1965, S. 135–144.
  • L. v. Cenakel, J. C. Kopelvic: Gellert in Petersburg, in: ebd., S. 23 f.
  • Thomas Schierle, Thomas Richter: 200 Jahre Kaltamalgamation: Auszug aus der Festschrift zum 200. Jubiläum der Eröffnung des Amalgamierwerkes Halsbrücke bei Freiberg, in: Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg (Schriftenreihe; 10), 1991, S. 75–95.
  • Werner Lauterbach: Bergrat Gellert. Freiberger Forschungsheft D 200, Leipzig, Stuttgart 1994.
  • ders.: Gellert, in: Berühmte Freiberger. Teil 2, Mitteilungen des Freiberger Altertumsverein 85/200, S. 16–20.
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 3, München 1995, S. 617.
  • Fathi Habashi: Christlieb Ehregott Gellert and his Metallurgic Chymistry, in: Bull. Hist. Chem. 24/1999, S. 32–39.
  • Herbert Kaden: Das Wirken des Freiberger Lehrers für Bergrecht Alexander Wilhelm Köhler 1756–1832. Sekretär des Oberbergamtes, Lehrer für Bergrecht und deutschen Stil an der Bergakademie und regierender Bürgermeister der Stadt Freiberg. Freiberg: TU Bergakademie (Historische Schriftenreihe des Universitätsarchivs Freiberg 3), 2008.
  • Ursula Kolb: Unterirdische Körper, brennliche Wesen und Christlieb Ehregott Gellert 1713–1795, in: Sachsenbummel – Magazin für KulturGeschichte und Tourismus ; 3/2013, Glashütte, S. 8–11.
  • Katja Herklotz: Unterirdische Körper, brennliche Wesen und Christlieb Ehregott Gellert 1713–1795. Faltblatt, Hainichen 2013.
  • Katja Herklotz: Kalte-Fässer-Amalgamation. C. E. Gellert (1713–1795). Faltblatt, Hainichen 2013.
  • Wolfgang Voigt (Hg.): Christlieb Ehregott Gellert zum 300. Geburtstag. Berlin: Diachron 2014.