HEIMATGESCHICHTLICHE SAMMLUNGEN

Zum 4. Hainichener Parkfest 1904 fand unter dem Titel »Gewerbe- und Altertumsmuseum« eine Ausstellung von Leihgaben zur Stadtgeschichte statt. Der Erfolg gab den entscheidenden Ausschlag für die Gründung einer dauerhaften musealen Einrichtung. Bürgermeister G. B. Friedel (1854–1905) unterstützte das Vorhaben, hatte er doch schon Jahre vorher aufgerufen, eine Gellertsammlung für die Stadt anzulegen. Im Dezember 1905 vermeldete der Stadtrat, dass das Stadtmuseum in den zuletzt von Friedel bewohnten Räumen des Rathauses »ins Leben gerufen worden sei«.
Polizeiwachtmeister Friedrich Wilhelm Thiele übernahm bis 1909 die Betreuung und Beaufsichtigung. Die stetig gewachsene Sammlung kam unter Leitung von Oberlehrer Reinhold Bahmann 1935 in das Herfurthsche Haus am Markt 9, das 1922 durch Stiftung in Stadtbesitz gelangt war. Zur seither als Heimatmuseum bezeichneten Einrichtung gehörten Teile des Kircheninventars aus der alten Stadtkirche, die 1906 abgerissen worden war, eine Bibliothek zu Christian Fürchtegott Gellert, 1926 zu günstigen Konditionen erworben, Utensilien einheimischer Innungen und Vereine, Hieb-, Stich- und Handfeuerwaffen, eine Schenkung von Lampen und Leuchten der Dresdner Lampenfabrik Bösenberg & Kretzschmar sowie Bilder verschiedener Techniken.

1944/45 erfolgte ein unorganisiertes Auslagern der Museumsbestände an unterschiedliche Standorte und das Nebengelass, die Räume im Vordergebäude wurden als Munitionsdepot benutzt. Schon 1945 forderte die sowjetische Militär-Administration dazu auf, die Museen wieder einzurichten. Hainichen begann mit der Zusammenführung der Bestände. Stadtrat Bernhard Knoth wurde Museumsleiter, Dr. Hugo Schmidt wissenschaftlicher Mitarbeiter. Hainichen sah sich immer wieder genötigt, die Verzögerungen zu entschuldigen, erst 1949 konnte das Heimatmuseum öffnen. Es war nun Dr. Schmidt, der sich um die Ausstellung, Neuerwerbungen, Nachforschungen, Restaurierungen und Jahresberichte kümmerte, bis er 1961 das Amt an Bernhard Knoth abgab. Ihm folgte 1971 Klaus Kusche, der die Sammlungen bis 1991 nebenamtlich betreute. 1971 und 1973 entschloss man sich originales Sammlungsgut über den Holzschlifferfinder • • • F. G. Keller an das Deutsche Buch- und Schriftmuseum Leipzig zu übergeben. Anregungen vor allem in den 1960er Jahren, auch seitens des Ministeriums für Kultur, aus dem Heimatmuseum ein Literaturmuseum zu entwickeln, blieben jahrelang in Diskussionsansätzen stecken. Schließlich kam es 1985 zu einer Ausgliederung der Gellertbestände und der Gründung des Gellert-Museums Hainichen im Parkschlösschen, während die heimatmuseale Sammlung bis 1989 im Herfurthschen Haus präsentiert wurde.

Informationsgehalt, Themenorientierung und Design der Gesamtausstellung erwiesen sich als unzeitgemäß, die Bestände als restaurierungsbedürftig. Bemühungen um eine Neupräsentation, die punktuell stadtgeschichtliche Aspekte nach neusten Erkenntnissen darstellen sollte, mussten abgebrochen werden, da das Gebäude eine Komplettsanierung erhielt. Für 1994 war der Einzug der Stadtbibliothek geplant. Leider fand der Vorschlag, in den Bibliotheksräumen eine prägnante, zugleich regelmäßig zugängliche Darstellung zur Stadtgeschichte zu integrieren, keine Unterstützung. Das führte dazu, dass die Bestände in provisorische Depots hin- und hergelagert wurden. Wesentliche Exponate gelangten 2004 ins Parkschlösschen, sperrige oder voluminöse Objekte stehen seit 2014 in einem • • • Schaudepot in der Webschule Hainichen.

In den kleinen Räumen der bis 1989 aktiven Galerie 926 im Erdgeschoss des Herfurthschen Hauses – zuletzt als Fremdenverkehrsbüro genutzt – öffnete 1999 auf Veranlassung des Bürgermeisters eine Ausstellung über Friedrich Gottlob Keller. Um außerdem eine Gelegenheit zu bieten, die ehemaligen Ausstellungsgegenstände des Heimatmuseums neu- oder wiederzuentdecken, wurden ab 2000 sorgfältig recherchierte Jahresausstellungen zu bis dahin weitestgehend unaufbereiteten Themen initiiert. Die Resonanz blieb verhalten, der Betreuungsaufwand war nicht zu rechtfertigen, daher kam es 2007 zur endgültigen Schließung. Die Basisausstellung über den Holzschlifferfinder ist seitdem im Rathaus untergebracht.

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