GESCHICHTE DES GELLERT-MUSEUMS HAINICHEN

Die Sammeltätigkeit in Hainichen begann mit einem Aufruf des Bürgermeisters Georg Bernhard Friedel im Jahre 1893, in dem er seine Absicht bekanntgab, »im hiesigen Rathause nach Kräften Andenken an unseren Gellert zu sammeln und aufzubewahren ... Erwünscht sind Gegenstände aus Gellerts und seiner Angehörigen Besitz, Bilder, Briefe, Schriften von und über Gellert u. a. m.«.
Die Resonanz war zunächst verhalten, bis das Ratscollegium 1904 auf Empfehlung des Gewerbevereins und von G. B. Friedel die Gründung eines Stadtmuseums beschloss. Forciert wurde das Vorhaben durch den bevorstehenden Abriss der alten Stadtkirche (Februar 1906) und der damit verbundenen Übernahme von Kircheninventar.

Ab Dezember 1905 standen zwei Räume der Wohnung des kurz zuvor verstorbenen Bürgermeisters im Rathaus für Ausstellungszwecke zur Verfügung. Neben Teilen der Kirchenausstattung waren vor allem Leihgaben der Bürger, Innungs- und Sportpokale zu sehen. Es häuften sich nun Angebote Gellertscher Schriften oder Porträts, doch erst 1926 gelang Hainichen der entscheidende Ankauf. Der äußerst sachkundige Landgerichtsdirektor Reinhard Bruno Schmidt aus Leipzig bot seine umfangreiche Gellert-Sammlung an, die mit zahlreichen Erstausgaben, Musikalien und Porträts, aber auch Zeitungsartikeln eine beachtliche Vielfalt und Komplexität aufwies. Bis 1935 war die Sammlung als Bestand des Stadtmuseums im Rathaus präsentiert worden. Seither befand sich die nun »Heimatmuseum« genannte Einrichtung im Gebäude Markt 9, im Herfurthschen Haus.

Dr. Karl Wolfgang Becker (1923–1989), selbst gebürtiger Hainichener und Literaturwissenschaftler, engagierte sich seit den 1960er Jahren verstärkt für Gellert und sein Werk, hielt Vorträge, begann die Sammlung zu sichten und setzte sich für die Gründung einer eigenständigen Einrichtung ein. Mit einem Beschluss des Bezirkstages Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) 1979, dem der Kreistag Hainichen und die Stadt folgten, stand die Eröffnung eines Gellert-Museums fest.

Da das Gellert-Pfarrhaus weiterhin die Kirchgemeinde nutzte, entschied sich die Stadt, das seit Jahrzehnten verwohnte, aber denkmalgeschützte Parkschlösschen zum Museum umzubauen.
Dr. Becker wurde mit dem Konzept und der Erarbeitung des Drehbuches beauftragt, Unterstützung leistete das Bezirkskunstzentrum Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), aus dem später die Sächsische Landesstelle für Museumswesen hervorging. Für die gestalterische Umsetzung zeichnete die Hochschule für Werbung und Gestaltung Berlin/Weißensee unter Federführung von Rolf Hartmann verantwortlich.
Im Erdgeschoss war die Präsentation einer im Aufbau befindlichen Kunstsammlung zur Fabel, im Obergeschoss die Gellertausstellung vorgesehen. Seit der Eröffnung am 20. Juni 1985 konnte sich das Museum mit zahlreichen Veranstaltungen, den Sonderausstellungen in den dafür umfunktionierten Erdgeschossräumen und dem museumspädagogischen Programm auch überregional etablieren. Einer umfassenden Gebäudesanierung von 2001 bis 2004 schloss sich die konzeptionelle Umstrukturierung der Ausstellung und Neueinrichtung mit Unterstützung des Freistaates Sachsen, des Kulturraumes Mittelsachsen, der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten sowie zahlreicher Sponsoren an. Seit Dezember 2005 steht die Ausstellung im Obergeschoss unter dem Titel • • • »Belustigungen des Verstandes und des Witzes« .